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Aus der kleinen Dorfschule zur modernen Grundschule

1956 wird Herr Lange pensioniert. Von 1956 bis 1967 leitet Hauptlehrer Erich Plorin die Schule. Dieser erzählt:

,,Am 1. April 1956 übernahm ich die Hauptlehrerstelle an der Wechloyer Schule, die damals dreizügig geführt wurde. Neben mir unterrichteten Frau Grete Mönnich, die allerdings 1958 pensioniert wurde, und Herr Johannes Johannsen. Ihnen folgten Rita Dierken, Alfred Dünisch, Margarete Ahrens usw.
Wechloy war eine richtige Dorfschule: Zwei Klassenräume, Lehrerwohnungen nebenan, ein Schweinestall, ein Hühnerstall, Brunnen auf dem Hof, ein riesiger Garten und natürlich ein Plumpsklo.
Ich war nicht nur Schulleiter, sondern auch Hausmeister. In dieser Funktion musste ich im Winter die Öfen heizen, erhielt dafür das Brennmaterial für meine Wohnung von der Stadt. Später wurde dann die Heizung eingebaut. Den großen Garten (den heutigen Sportplatz) bewirtschafteten Herr Johannsen und ich je zur Hälfte.
Ein großes Problem war die Versorgung mit Wasser: Das Wasser aus dem Brunnen im Hof war so eisenhaltig, dass es nicht benutzt werden konnte. Das in einer Zisterne aufgefangene Wasser ließen wir vom Landes-Hygiene-Institut untersuchen - es wurde als unrein eingestuft. Es musste also etwas geschehen.
Geschehen musste auch etwas zur Beendigung der Raumnot. Noch immer hatten die 3. Klassen Schichtunterricht. Ein Artikel in der NWZ von Prof. Schwartz von der damaligen Pädagogischen Hochschule gab den endgültigen Anstoß. Der damalige Stadtbaurat Neidhardt ließ sich überzeugen, dass sich ein Anbau für Wechloy lohnte. 1959 waren die neuen Räume fertig.
ärger gab es weiterhin genug. Eines Tages erfuhren wir von den Plänen der Bundesbahn, die Schranken am Küpkersweg durch Blinklichter zu ersetzen. Ich glaube, es war der Schrankenwärter Oprach, dessen Kinder bei uns zur Schule gingen (oder gegangen waren), der uns als erster benachrichtigte. Die Elternschaft war aufgebracht und startete eine Reihe von Aktivitäten, Eingaben usw. Trotz dieses Einsatzes - insbesondere von den Elternvertretern Krohn und Nieberding - konnte nicht verhindert werden, dass die Pläne der Bahn verwirklicht wurden - ohne Rücksicht auf die Schulkinder zu nehmen.
Ärger, den ich bereits von meinem Vorgänger übernahm, gab es immer wieder mit der Schule Bloherfelde um die Schulanfänger, obwohl wir damals feste Schuleinzugsbereiche hatten. Aber manche Eltern wollten ihr Kind eben lieber nach Wechloy geben.
Als im Zuge der Schulreform 1967 die Hauptschule abgezogen wurde, änderte sich an der Schülerzahl wenig, da die Kinder des Fliegerhorstes mit dem Bus nach Wechloy kamen."

Die von Herrn Plorin angesprochene Reform ist das Hamburger Abkommen vom 28. Oktober 1964, das einen einheitlichen Schulbeginn durch die Einführung von zwei Kurzschuljahren bezweckt. Die Volksschule wird aufgelöst und die Regelschule besteht nun aus 4 Jahre Grundschule und 5 Jahre weiterführender Schule.

Elisabeth Dünisch, Lehrerin in Wechloy von 1966 bis 1973, weiß eine Anekdote dazu:

,,Schwierigkeit:
Ein Kind, in Bayern in September 66 eingeschult. Oktober, Umzug der Familie nach Ofen. Durch ,,Kurzschuljahre" schon im November in Klasse 2. - Es hat es gepackt."

[...]

Isabel Böttger, eingeschult 1961, teilt ein paar Geschichten aus ihrem "Fundus" mit.

,Gemeinsam sind wir stark - mit Gerold Schröder in die 1. Klasse
Jeden Morgen machte ich mich mit Gerold auf den Weg in unsere Zwergenschule. Doch bevor wir dort ankamen, wollten wir ab und zu eine kleine Mutprobe bestehen. Damals gab es um Bäkeplacken herum nur Felder und Wiesen, auf denen glückliche Kühe weideten und die Hühner gackerten und pickten. Aber entlang der Bäke standen ein paar Baracken, in denen jemand wohnte. Wer genau, wussten wir nicht. Und anstatt über die Ammerländer Heerstraße zum Küpkersweg zu marschieren, wählten wir oft den interessanten, aber auch geheimnisvolleren, Weg, den wir den ,,Bratenweg" getauft haben. Natürlich sind wir immer wohlbehalten in der Schule angekommen und waren stolz, wenn wir den Weg so meisterhaft geschafft haben.

Was haben Zähne auf dem Grund des Schulteichs zu suchen?
Wenn man's genau nimmt - gar nichts. Wenn der kleine Schulteich im Winter allerdings zugefroren war, musste man natürlich statt brav zu Hause zu sitzen und Schularbeiten zu machen, raus und ab auf den Teich zum Glitschen. Das war ein Superspaß. Wenn man allerdings zu viel Anlauf nahm und etwas aus der Spur kam, landete man nicht elegant auf zwei Beinen stehend am anderen Ende der Glitschbahn, sondern auf allen Vieren und unglücklich mit dem Gesicht auf dem harten Eis.
Ärgerlicherweise nahmen mir meine beiden Frontzähne diesen Unfall übel und sie brachen so ab, dass sie die Form einer Brücke annahmen. Mit der Eis- und Schneeschmelze versanken sie dann wohl auf den Grund des Teiches und waren nicht mehr gesehen. Da es sich bereits um meine zweiten Zähne handelte und mir kein Zahnarzt im zarten Alter von neun Jahren Kronen darauf setzen wollte, musste ich mit dieser ,,Verunstaltung" bis zu meiner Konfirmation leben und mir auf dem Weg dahin einige Misshandlungen durch meinen neuen Klassenlehrer gefallen lassen. Nicht nur, dass wir jeden Morgen ,,Im Frühtau zu Berge" singen mussten, nein, er dachte auch, weil ich immer mit der Zunge an meine abgebrochenen Zähne stieß, dass ich Kaugummi kaue. So wurde ich aufgefordert nach vorne zu kommen, die Handflächen mussten nach oben zeigen, damit er dann mit seinem Holzlineal draufschlagen konnte. Seitdem glitsche ich nicht mehr!