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Aus der kleinen Dorfschule zur modernen Grundschule

Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Schule geschlossen. Doch schon am 15.8.1945 kann Hauptlehrer Lange die Schule wieder eröffnen. Zum 1.9.1945 tritt Herr Johann Johannsen seinen Dienst an. 1946 ist Schuljahresbeginn wieder der 1.April.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gehört Oldenburg der Britischen Besatzungszone an. lm November 1946 wird das Land Oldenburg Bestandteil des neuen Landes Niedersachsen.

Durch die Aufnahme von Flüchtlingen, Vertriebenen und verschleppten Menschen steigt die Einwohnerzahl der Stadt über 100.000 und Oldenburg wird somit zur Großstadt.

Umso schwieriger erweist sich die Versorgung der Bevölkerung. Trotz Lebensmittelkarten kommt es 1946 zu einer schweren Ernährungskrise.

Ab März 1946 organisieren die Briten die Schulspeisung aus Armeebeständen, abgelöst von April 1947 bis Juni 1950 von der amerikanischen ,,Hoover-Speisung", garantierend hiermit, dass Schulkinder mindestens einmal am Tag eine richtige Mahlzeit zu sich nehmen.

Die Lieferung der warmen Suppe erfolgt kostenlos an fünf Tagen der Woche. Die Kinder bringen ihr eigenes Geschirr und Besteck mit.

Ingrid Küpker erinnert sich daran ganz genau:

,,Nach dem Kriege gab es Schulspeisung. Sie bestand aus einem Teller Suppe und wurde von den Lehrern oder den größeren Schülern aus großen Milchkannen ausgeteilt. Da meine Mutter mit ihren zwei Kindern bei ihrem Vater auf dem Bauernhof lebte, waren wir sogenannte ,,Selbstversorger", und es fiel mir schwer zuzusehen, wie alle anderen Suppe bekamen, nur ich nicht. Wenn jemand fehlte oder seine Suppe nicht mochte, durfte ich sie essen. Dann war ich glücklich! Hin und wieder gab es im Rahmen der Schulspeisung auch eine kleine Tafel Schokolade - für mich natürlich nicht. Eine Freundin von mir musste ihre Schokolade immer zu Hause abgeben. Die Eltern bewahrten sie bis Weihnachten auf, damit sie dann wenigstens etwas Süßes für die bunten Teller ihrer ziemlich zahlreichen Kinderschar hatten. Aber eine Tafel Schokolade davon schenkte mir meine Freundin zum Geburtstag. Nie wieder hat mir Schokolade so gut geschmeckt wie damals. Noch heute kann ich nicht ertragen, wenn jemand sich gleich mehrere Stücke Schokolade in den Mund steckt. Für uns war es etwas so Kostbares, das wir es nur in kleinen Häppchen verzehren mochten."

Schulraumnot, Schichtunterricht und Lernmittelknappheit sind noch lange an der Tagesordnung.

Franz Schwäcke eingeschult im Herbst 1945, teilt seine Erlebnisse stichpunktartig mit:

,,An die Einschulung im Herbst 1945 habe ich keine Erinnerung. .
Aus CARE-Paketen gelegentlich Verteilung von kleinen Süßigkeiten, Erdnüssen, Waffeln, Brausepulver und Ähnlichem bis dahin Unbekanntem
Schulessen - Esstopf aus Konservendose mit Drahthenkel.
Der große Heizofen aus Gusseisen im Klassenzimmer.
Torf auf den Dachboden mit Korbtakel transportiert.
Holzbock-Bekämpfung an den Dachsparren mit starkem Gestank.
Ein Haselnussstock lag auf dem Lehrerpult immer bereit!
Im Lehrmittelzimmer - interessante Dinge zu sehen, u.a. Bengalisches Feuer. [...]
Erdkunde - Gebirgsmodell von mir aus Ton gebastelt, zur Darstellung der Höhenlinien.
Deutschland-Hymne im Urtext kennengelernt.
Lehrfilm-Vorführungen - Affen können rückwarts schwimmen! (Wenn Lehrer Lange während einer Vorführung zum Telefon gerufen wurde, ließ er den Film solange rückwärts laufen.)
Poussieren zwischen Schülerinnen und Schülern.
Turnstunden - u.a. auch mit militärischen Exerzierübungen.
Spielen in den ,,Anlagen" verboten.
Schulausflüge mit den Fahrrädern nach Dangast, Hude - Fahrradflickzeug musste man dabei haben.
Fahrt mit einem Schiff vom Hafen Oldenburg nach Helgoland - ich wurde auf der Rückfahrt seekrank.
Besuch Zoo Bremerhaven - ein Junge wurde von einem Affen in den Finger gebissen.
Im Sommer ein Schauspiel ,,Die Entdeckung Amerika" oder so ähnlich - mit lebendem Schiff aus Schülern dargestellt.
Theatervorführung zur Weihnachtszeit: König und Königin, große (lebende) Fliegenpilze - Hüte von mir gebastelt. Ich war der König. In einer anderen Vorführung war ich ein Mohr (z.Zt. "Neger") - Gesicht schwarz gemacht bei Firma Ram Perücken, Drögen-Hasen-Weg.
Neubau Wohnhaus Lehrer Lange am Drögen-Hasen-Weg - Mithilfe in der Baugrube, Grundwasser pumpen.
Zum Ende der Schulzeit habe ich Blumen in Poesie-Alben der Mitschüler gemalt. Und vieles mehr.
Letztes Schuljahr bis Abgang April 1954 in der Haaarentorschule aufgrund Anordnung der Schulverwaltung - Meine Klasse wurde aufgeteilt. Einige Schüler kamen zur Haarentorschule, andere zur Schule am Schramperweg."

Am 23. Mai 1949 wird das Grundgesetz verabschiedet und somit die Bundesrepublik Deutschland - ohne die sowjetische Besatzungszone - gegründet.
Erst dann wird das Vorkriegsmodell aus Volksschule (4 Jahre Grundschule + 4 weitere Jahre bis zum Erwerb des Volkschulabschlusses mit 14 Jahren), Mittelschule und Höherer Schule wieder eingeführt.
Ab März 1949 kann die Volksschulpflicht wegen Lehrermangel um ein Jahr erweitert werden. Dies könnte die Versetzung mancher Schüler in eine andere Schule erklären.