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Aus der kleinen Dorfschule zur modernen Grundschule

Nachfolger wird Hugo Mesenbrink, der bis 1934 bleibt. Seine beiden Töchter, Marie und Dr. Berta Mesenbrink, erinnern sich:

,,1927 zogen wir von Nordermoor nach Wechloy. Unser Vater hatte sich lange bemüht, nach Oldenburg zu kommen, um uns den Besuch einer weiterführenden Schule zu ermöglichen. Nun hatte es endlich geklappt, und als wir ein halbes Jahr nach dem Amtsantritt unseres Vaters die untere Lehrerwohnung beziehen konnten, waren wir glücklich. Wechloy gefiel uns sehr.
Wir erinnern uns noch immer gern an den wunderschönen Obstgarten, an die idyllische Lage der Schule.
Die Schule war 1925 zweizügig geworden. Herr Warntjes war als zweiter Lehrer eingestellt worden und hatte die obere Lehrerwohnung bezogen. Er unterrichtete die Kleinen, mein Vater übernahm die Großen. Zwar wurde auch bei diesen im Wesentlichen gerechnet und schöngeschrieben, doch verstand es mein Vater, sein naturwissenschaftliches Interesse einzubringen. Häufig war er abends mit Versuchen beschäftigt, die er später mit seinen Schülern durchführen wollte. Wir durften natürlich zusehen.
Was wir nicht durften, aber umso lieber machten, war das Lesen in all den Büchern, die zur Lehrerbibliothek gehörten. Leider wurden wir einige Male erwischt!
Unsere Mutter nahm dem Vater eine Reihe von Aufgaben ab. Sie war es, die im Winter früh aufstand, um die Öfen in den Klassenräumen anzuheizen. Die Milch, die Bauer Küpker täglich brachte, erwärmte die Mutter in großen Töpfen auf ihrem Herd, so dass die Schulkinder in der Pause einen Becher Milch trinken konnten. [. . .]
Können Sie sich vorstellen, dass man auf dem Teich, der heute noch an der Schule ist, paddeln kann? Wir taten es zu unserem größten Vergnügen - in einer Zinkwanne!
1934 wurde unser Vater mit 62 Jahren vorzeitig pensioniert. Zunächst war er traurig, da er mit Leib und Seele Lehrer gewesen war, später wohl eher froh, hatte er mit der ,,neuen" Zeit, die 1933 begonnen hatte und auch die Schulen vereinnahmte, nichts im Sinn."

Johann Lange übernimmt 1934 die Schulleitung. Mit ihm wirken Frau Grete Mönnich und Herr Johannes, der im 2. Weltkrieg fällt.
Aenne Schrape, Jahrgang 1927, schildert den Schulalltag zur Zeit des Nationalsozialismus:

,,Sechs Jahre lang war ich Schülerin der zweiklassigen Volksschule Wechloy. Das Einzugsgebiet war damals recht groß. Kinder, die am hinteren Quellenweg, am Hartenscher Damm und am Drögen-Hasen-Weg wohnten, gingen durch den "Damm", einen schmalen von Bäumen und Büschen begrenzten Weg. [...] DieSchulkinder, die aus ,,Schwartinghusen", d.h. Bloherfelde kamen, hatten einen langen Weg und manchmal nasse Füße, denn die Haaren war oft überschwemmt.
Mein erster Lehrer war Herr Thoms. Schulleiter war Johann Lange, bei dem wir in der sogenannten Oberklasse sehr viel gelernt haben.
Aber wir haben nicht nur gelernt. Zum ,,Fahnenappell" mussten wir uns in Reihen auf dem Schulhof aufstellen, das Horst-Wessel-Lied und die drei Strophen des Deutschlandliedes singen, dabei durfte der erhobene Arm nicht fallen gelassen werden. Hauptlehrer Lange hätte es vielleicht nicht so genau genommen. Aber als Nachfolger von Lehrer Thoms war August Johannes Lehrer der Unterklasse geworden, ein junger forscher Lehrer. Wir mochten ihn und, dass er ein fanatischer Anhänger Hitlers war, kümmerte uns wenig. Schließlich mussten wir auch jeden Mittwoch- und Sonnabendnachmittag unsere Jungmädeluniform anziehen und zum ,,Dienst" erscheinen. Meine Mutter hätte es lieber gesehen, wenn ich an solchen Nachmittagen in unserem großen Gemüse- und Obstgarten geholfen hätte. [....]"
Habe ich mit den beiden jüdischen Kindern unserer Klasse gespielt? Ich erinnere mich kaum an sie. [...] Irgendwann kamen beide nicht mehr zum Unterricht. Die Eltern des Jungen sahen wir noch manchmal, wenn sie am Küpkersweg Löwenzahnblätter für ihre Kaninchen pflückten. Und an den gelben Stern, den die Eltern trugen, erinnere ich mich auch. [...]
Viele meiner Mitschüler sind aus dem Krieg nicht zurückgekehrt, auch mein Lehrer August Johannes nicht. Ich hatte ihm, damals war ich 13, einen Brief ,,ins Feld" geschrieben und erhielt einen ,,Feldpostbrief" von ihm zurück, den habe ich immer noch.
Am 11. Februar 1940 schreibt er: ,,Ich freue mich, wenn ich Post von meinen Schülerinnen bekomme, die Mädchen sind im Briefschreiben aber fleißiger als die Jungs. Ihr habt es gut, dass immer noch kein Unterricht wieder ist. Wenn der Krieg vorbei ist, müsst Ihr dann so viel fleißiger lernen. Auch hier ist es immer noch mächtig kalt, aber es macht uns Soldaten nichts aus. Soldaten dürfen nicht frieren und krank werden."

Frau Helene Harbers, die 35 Jahre lang Schulwartin in der Schule Wechloy war, erzählt aus einem anderen Blickwinkel sowohl über die Kriegs- als auch die Nachkriegszeit:

,,,Gegen Ende des Jahres 1942 fragte mich der Hauptlehrer Lange, ob ich nicht die Schule saubermachen wolle. Ich war sofort bereit dazu. Denn mein Mann war im Krieg, unser Sohn noch klein. Ein geregeltes, wenn auch geringes Einkommen konnte ich gut gebrauchen. Vor allem, als mein Mann aus dem Krieg nicht zurückkam. Als ich am 1. Februar 1943 meinen Dienst antrat, erwartete ich unser zweites Kind. Bis eine Woche vor der Geburt habe ich die Schule geputzt. Und eine Woche nach der Geburt habe ich wieder angefangen. Von ,,Mutterschutz" hatte zu der Zeit noch niemand etwas gehört.
Als ich anfing, hatte die Schule Wechloy nur die zwei alten Klassenräume. Die sahen natürlich damals ganz anders aus als heute. Es standen große Öfen darin, die ich mittags saubermachen musste. Der Fußboden bestand aus Holzdielen, die täglich gefegt wurden. Ab und an wurden sie auch geschrubbt. Das Wasser dazu holte ich mir aus der Pumpe, die im Flur war. Anschließend musste der Fußboden geölt werden, damit das Holz nicht austrocknete und rissig wurde. Dazu wurde aus großen Blechkanistern Öl ausgegossen und dann mit Lappen umwickelten Schrubbern verteilt. Tische und Stühle gab es damals noch nicht, sondern fest miteinander verbundene Bänke und Pulte. Es war eine ganz schöne Knochenarbeit, diese Bankreihen zu verschieben, wenn darunter saubergemacht werden musste. In die Pulte waren Tintenfässer eingelassen. Jeden Nachmittag musste ich aus großen Flaschen die Tinte wieder nachfüllen. Der Lehrer saß erhöht auf einem Podest hinter seinem Lehrerpult. So hatte er eine bessere Übersicht. Blumen oder Bilder gab es nicht in den Klassenräumen. Alles war ganz einfach eingerichtet. Die Toiletten waren in einem Häuschen auf dem Schulhof untergebracht, weitab von den Klassenräumen waren sogenannte ,,Plumpsklos". Im Vorraum stand eine große Tonne mit Desinfektionsmittel. Davon musste ich immer etwas in die Gruben schütten.
In der ersten Zeit nach dem Krieg hatte ich nicht mal Besen zum Saubermachen. Da bin ich mit dem Rad ins Moor gefahren und habe mir Besenheide und Ginster geholt. Daraus habe ich mir selbst Besen gemacht.
Nach und nach wurde aber alles besser, und Herr Lange sorgte dafür, dass die Schule modernisiert und damit pflegeleichter wurde."