Seite 1 Seite 2 Seite 3 Seite 5 Seite 6 Seite 7 Seite 8 Seite 9 Seite 10 Seite 11 Seite 12 Seite 13 Seite 14 Seite 15 Seite 16 Seite 17
Seite 1 Seite 2 Seite 3 Seite 5 Seite 6 Seite 7 Seite 8 Seite 9 Seite 10 Seite 11 Seite 12 Seite 13 Seite 14 Seite 15 Seite 16 Seite 17

Aus der kleinen Dorfschule zur modernen Grundschule

Unter den ca. 50 Bewerbern für die neue Schule hat die Behörde den Hauptlehrer Hinrich Osterloh, bis dahin im Einsatz an der einklassigen Schule Hockensberg bei Wildeshausen, ausgewählt. Elisabeth Osterloh, seine Tochter, erzählt:

Als meinVater - ich glaube bestimmt, es war im August 1914 - oder nach den Herbstferien 1914 - seinen Dienst in Wechloy beginnen wollte, musste er die vor der neuerbauten Schule wartenden Schulkinder wieder zu ihrer alten Schule Ofen schicken, denn in der Schule Wechloy konnte noch kein Unterricht abgehalten werden, weil sie noch nicht fertig war. Die Handwerker waren als Soldaten in den am 1. August 1914 begonnenen Ersten Weltkrieg geholt worden.
So schnell es möglich war, wurde der eine der beiden Klassenräume, der dem Wohnteil am nächsten liegt, fertiggestellt und die Wech1oyer Kinder konnten endlich in ihre Schu1e gehen und brauchten nicht mehr den langen Weg nach Ofen zu machen. Da waren Kinder und Eltern aber froh!
Mein Vater musste, bis auch der Wohnteil endlich fertig wurde, im ,,Feldschlösschen" wohnen, unsere Möbel wurden ebenfalls dort untergestellt. Nach einigen Wochen konnten meine Mutter und wir Geschwister endlich nachkommen. Ostern 1915 ging ich dann als Schülerin zu meinem Vater in die Schule.
Bei unserem Einzug war natür1ich rund um die Schule herum alles kahl - bis auf das Abortgebäude mit den ,,Plumpsklos"' am Rande des Spielplatzes."

Gustav Scheide beschreibt die Anfangszeit in der Schule Wechloy weiter:

"Die Schule bestand zu der Zeit nur aus einem einzigen Klassenraum und der Lehrerwohnung, in die der Lehrer Hinrich Osterloh mit seiner Familie eingezogen war.
Wir waren 50 - 60 Schüler aller Jahrgänge und wurden zusammen in dem einen Klassenraum unterrichtet. Auf der einen Seite saßen die Mädchen, auf der anderen die Jungen. Vorne stand die ,,Schlingelbank" für unartige Schüler. Geheizt wurde mit einem großen eisernen Ofen, der von den größeren Schülern mit Torf beschickt werden musste. Wenn der Torf im Herbst gebracht wurde, musste er mit Hilfe von einem Takel von Schülern auf den Schulboden gehievt werden.
Die Schule hatte einen eigenen Brunnen, dessen Wasser aber nicht gut war. Deshalb musste das Wasser erst gefiltert werden, bevor man es genießen konnte.
Als Lehrer Osterloh und wir von unserer Schule Besitz ergriffen, gab es noch keinen Spielplatz und keinen Garten. Das alles entstand erst nach und nach. Für den Spielplatz musste Sand aufgeschüttet werden. Man hob dazu auf dem Schulgelände einfach eine Grube aus, die sich später mit Wasser füllte und so zum Teich wurde, der ja heute noch besteht. "'

Herr Osterloh kommt nicht nur seiner Lehrertätigkeit nach, sondern gestaltet mit Eifer das 1 ha große Schulgrundstück, ein Unkrautacker. Dabei wird er von der Gemeinde Eversten finanziell großzügig unterstützt. Elisabeth Osterloh erzählt weiter:

,,Im Frühjahr 1915 wurde der Vorgarten angelegt, die Anlagen nach der Ammerländer Heerstraße und in der Nähe des Teiches als Windschutz und als ,,Anschauung" mit vielerlei Baum- und Straucharten gepflanzt. Mit Hilfe von Herrn Gemeinde[vorsteher] Bruns - Eversten, der wie mein Vater ein Obstliebhaber war, wurde unser Garten mit 150 Obstbäumen bepflanzt. Weil der Spielplatz aufgehöht werden musste, wurde der Teich ausgehoben, unser Vater pflanzte Teichrosen hinein."

Gustav Scheide erinnert sich auch gern an den Einsatz sowohl der Schulkinder als auch Herrn Osterlohs und an deren Verbundenheit zur Natur und Landwirtschaft:

,,Mit Feuereifer ging Lehrer Osterloh daran, das Gelände um das Schulgebäude herum gärtnerisch zu nutzen. Wir Schüler brachten Büsche und Sträucher von zu Hause mit, die wir unter seiner Anleitung einpflanzten. Wenn ein größerer Baum (Eiche, Buche oder Obstbaum) gepflanzt werden sollte, war das ein richtig feierlicher Akt: Ein großes Pflanzloch wurde ausgehoben, alle Schüler stellten sich drum herum, das Pflanzholz wurde eingesetzt, dann der Baum, etwas Erde wurde eingefüllt, Pflanzholz und Baum wurden locker miteinander verbunden, dann wurde weiter Erde aufgefüllt und verfestigt. Bei alledem war Herr Osterloh mit ganzem Herzen dabei, und diese Liebe zur Natur übertrug sich auf alle seine Schüler. Dieser Lehrer war genau der richtige für die Wechloyer Schule. Denn wir alle kamen ja aus der Landwirtschaft oder hatten doch einen großen Garten zu Hause. Für mich ist noch heute die Arbeit im Garten die schönste Beschäftigung."